Werner Lorch

geboren 1914

Portrait von Werner Lorch

Portrait von Werner Lorch

Werner Lorch war das zweite Kind sowie der älteste Sohn von Clara und Albert Lorch. Er besuchte in Bad Lippspringe die Volksschule und ging dann zur Oberrealschule nach Paderborn, die er 1932 verließ. Von 1932 – 1935 absolvierte er eine Ausbildung zum Verkäufer bei der Firma M. Löwenstein in Korbach (Waldeck), die ihn nach Abschluss der Ausbildung übernahm. In dieser Zeit war Werner nur selten in Bad Lippspringe. Er selbst schreibt: „In diesen drei Jahren [von 1932 – 1935, G.W.] bin ich nur zu einigen Feiertagen und Ferien nach Lippspringe gegangen und kann ich Ihnen sagen, dass nach der Machtübernahme diese Besuche keine erfreulichen mehr waren. Plötzlich haben Menschen, mit denen ich aufgewachsen bin, zur Schule gegangen bin und mit denen ich einer Jugendmannschaft des Fußballvereins angehörte und gespielt habe, mich nicht mehr gekannt.“ Von 1936 bis 1938 arbeitete Werner als Verkäufer bei der Firma Bielefelder Kaufhaus in Rathenau bei Berlin, bis er dort seine Stellung aufgrund seines Glaubens verließ. Um seine Mutter, die inzwischen ihr Geschäft in der Lange Str. 6 hatte aufgeben müssen, nachdem sie zuvor all ihre Ersparnisse dort investiert hatte, finanziell zu unterstützen, nahm Werner eine Arbeit als Hilfsarbeiter bei einem Bauunternehmer in Neuenbeken an. Der Bauunternehmer sei mit seiner Arbeit sehr zufrieden gewesen, berichtete Werner sehr viel später in einem Brief an Christian Starre. Am 9. November 1938 sei er dennoch ohne Angabe von Gründen entlassen worden. Auch Werner Lorch gehörte zu den Bad Lippspringer Juden, die in der Reichspogromnacht 1938 von den Nazis mit vorgehaltener Waffe aus dem Bett geholt und in die eiskalte Lippequelle getrieben wurden. Seine Schilderung der Ereignisse kann im besagten Brief nachgelesen werden. Bereits am nächsten Morgen verließ Werner zusammen mit seinem Bruder Helmut die Stadt, um zu seiner Schwester Lotte nach Hamburg zu fliehen. Von dort gelang ihm die Flucht nach Shanghai. Nachdem er dort zunächst interniert wurde, konnte er 1947 in die USA emigrieren.