Walter Meyer

geboren am 01.06.1922 in Bad Lippspringe

Portrait von Walter Meyer

Portrait von Walter Meyer

Walter Meyer war der jüngste Sohn von Max und Emilie Meyer. Seine Eltern besaßen ein Lebensmittelgeschäft in der Lange Straße 16. Unmittelbar nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 kam es innerhalb und außerhalb des Geschäfts zu Mobbing und Vandalismus, Kunden wurden am Betreten des Geschäfts gehindert. Die Eltern mussten den Betrieb schließlich im Februar 1934 verkaufen. Die Familie zog zu ihren Verwandten Lorch in die Lange Straße 6.

Walter machte eine Ausbildung zum Uhrmacher. Im Sommer 1939 floh er in die Niederlande. Am 21. August 1939 wurde er im Werkdorp Wierigen aufgenommen und arbeitete dort in der Landwirtschaft.

Werkdorp Wieringen

Von 1934 bis 1941 existierte in Wieringermeer in der niederländischen Provinz Nordholland das von den Bewohnern – meist Flüchtlingen aus Deutschland und Österreich – selbst errichtete Werkdorp. Hier wollten sich die Menschen auf ihre Ausreise und ein zukünftiges Leben in Palästina vorbereiten. Die Jungen erhielten eine zweijährige Ausbildung im Handwerk oder der Landwirtschaft, die Mädchen eine Unterrichtung in der Land- und Hauswirtschaft. Da das Werkdorp recht abgelegen lag, war es in den 30er Jahren ein relativ sicherer Ort, in dem die Jugendlichen eine unbeschwerte Zeit verbringen konnten. Dies änderte sich aber mit der Kapitulation der Niederländer im Jahr 1940. Bereits 1941 wurde den Juden durch einen Erlass befohlen, ihre Rundfunkgeräte abzugeben. In einer Sammelstelle für die Geräte ereignete sich am 14. Mai 1941 eine Explosion. Obwohl es keinerlei Hinweise hierfür gab, wurde die Explosion den Juden angelastet – Anlass für eine große Verhaftungswelle.

Bereits am 20. März 1941 war das Werkdorp nach einem Brand geräumt worden. Walter Meyer konnte bei der Familie Rosenblatt in der Raphaelstraat in Amsterdam unterkommen. Die Nazis aber hatten immer noch Vergeltungsmaßnahmen wegen der Explosion in der Sammelstelle im Blick und hierfür einen perfiden Plan entwickelt: Sie sprachen im Büro des niederländischen Judenrates in Amsterdam vor, um die Namens- und Adresslisten derjenigen zu erfragen, die nach dem Brand nach Amsterdam übersiedelt waren, vorgeblich, um diese ins Werkdorp zurückzubringen. Die Listen wurden für eine Razzia am 11. Juni 1941 genutzt, um 300 Jugendliche – nicht nur diejenigen aus dem Werkdorp, sondern auch von den aufnehmenden Familien – zu verhaften. Unter ihnen war auch Walter Meyer.

Die Busse mit den Verhafteten, darunter 61 arbeitende Dorfbewohner, fuhren zwar in Richtung Werkdorp, aber das Ziel stellte sich als Durchgangslager Schoorl heraus. Nach einer Selektion nach Alter, Gesundheit und ob man vier jüdische Großeltern hatte, wurde eine Gruppe von 300 Juden mit 57 arbeitenden Dorfbewohnern nach Mauthausen deportiert. Auch Walter Meyer befand sich darunter. Die meisten von ihnen wurden in Mauthausen innerhalb von drei Monaten in den Steinbrüchen oder durch chemische und/oder medizinische Experimente getötet.

Walter wurde am 26. August 1941 nach Lesart der Deutschen bei einem Fluchtversuch erschossen. Er war erst 19 Jahre alt.