Siegfried Kusserow

geboren am 09.09.1916 in Bochum

Siegfried Kusserow. Jehovas Zeugen, Archiv Zentraleuropa

Siegfried Kusserow. Jehovas Zeugen, Archiv Zentraleuropa

Siegfried besuchte in Bochum zunächst die Volksschule. Zu seinen Hobbies gehörte das Zeichnen. Auch spielte er gern Fuß- und Handball und lernte schnell schwimmen. Er nutzte jedes schöne Wetter aus, um im Schwimmbad in Bochum und nach dem Umzug der Familie auch in dem Thermalschwimmbad in Bad Lippspringe anderen seine Künste zu zeigen.

Nach seinem guten Schulabschluss begann er eine Lehre als Polsterer und Dekorateur.

1936 kam es durch das NS-Regime zu Massenverhaftungen von Bibelforschern (Zeugen Jehovas). Daraufhin, verbreiteten die Bibelforscher, die noch frei waren, am 12. Dezember 1936 im ganzen Land eine Resolution (Luzerner Resolution). In dieser wurde deutlich die Entschlossenheit der Bibelforscher zum Ausdruck gebracht, im Sinne des Bibelverses aus Apostelgeschichte, Kapitel 5, Vers 28 Gott mehr zu gehorchen als den Menschen. Mit der blitzartigen, reichsweiten Verteilung des Offenen Briefes am 20. Juni 1937 reagierten die Bibelforscher auf den Vorwurf der Nationalsozialisten, dass die vorherige Resolution frei erfundene „Gräuelpropaganda“ enthalten würde. In dem Offenen Brief wurden schonungslos Einzelheiten über die staatspolizeilichen Übergriffe gegen die Bibelforscher, die konkreten Namen sowohl der brutalen Täter als auch der schwer Misshandelten genannt. Es wurden die Namen von Beamten sowie sie Zeitpunkte und Orte der Verhaftungen angeführt. An diesen beiden Aktionen (Verbreitung der Resolution und des Offenen Briefes) beteiligte sich auch Siegfried.

Leider kam es kurz darauf, am 17. Juli 1937, zu einem tragischen Unfall. An diesem Samstag sollte im 30 Kilometer entfernten Geseke ein Schwimmfest stattfinden. Die Geschwister Siegfried, Karl, Waltraud und Hildegard machten sich dorthin mit ihren Fahrrädern auf den Weg. Es fanden mehrere Wettschwimmkämpfe statt. Auch Sprünge vom Ein-, Drei- und Fünfmeterbrett sollten gezeigt werden. Siegfried sollte an letzter Stelle, als Höhepunkt, seine Kunststücke vom Dreimeterbrett zeigen. Leider hatte er hierbei nicht beachtet, dass dieses Sprungbrett 70 cm kürzer als vorgeschrieben war, sodass Siegfried das Schwimmbecken verfehlte und mit dem Kopf an der Beckenkante aufschlug. Obwohl er direkt in das nächstgelegene Krankenhaus gebracht wurde, verschlechterte sich sein Zustand nach drei Tagen so sehr, dass er schließlich am 22. Juli 1937 verstarb.

Das war das erste harte Unglück, das diese Familie traf.