Rudolf Naumann

geboren am 23.10.1892

Portrait von Rudolf Naumann

Portrait von Rudolf Naumann

Rudolf Naumann war Musiker und spielte in der Kurkapelle von Bad Lippspringe. Hier lernte der evangelische Christ die Jüdin Paula Meyer kennen. 1918 heirateten die beiden in Berlin und ließen sich anschließend in Bad Lippspringe in der Dammstraße 5 nieder. Beide Eheleute betrieben ein Geschäft mit Geschenkartikeln, Porzellan und Spielwaren im Arminiuspark an der Brunnenpromenade. Zudem war Rudolf von 1924 bis 1937 Chorleiter des renommierten Männerchors „Harmonie“.

1937 mussten die Eheleute ihr Geschäft aufgeben, denn der von den Nationalsozialisten angeordnete Boykott zeigte Wirkung: die Kunden blieben aus und der Geschäftsbetrieb lohnte sich nicht mehr. Zudem durfte Rudolf nicht mehr als Musiker auftreten. Hierfür musste man nämlich Mitglied der sogenannten „Reichsmusikkammer“ sein, eine Mitgliedschaft, die ihm von den Nazis verwehrt wurde.

So musste sich Rudolf um andere Arbeit bemühen. Eine Zeitlang konnte er in einer Sperrholzfabrik arbeiten, doch aufgrund seiner fehlenden handwerklichen Kenntnisse ging dies nicht lange gut, wie sein Sohn Elfried später zu berichten weiß. Daher fasste Rudolf den Entschluss, nach Paderborn zum dortigen Kreisleiter Plagemann zu fahren, um diesen zu fragen, wie er seine Familie ernähren solle. Die Antwort des Kreisleiters war ebenso einfach wie unsäglich: Wenn er sich von seiner Frau scheiden lassen würde, wären alle Probleme für Rudolf gelöst. Doch diese Option kam für Rudolf Naumann nicht in Frage.

Im Februar 1945 erhielt Rudolf Naumann zusammen mit seiner Tochter Marga die Aufforderung, sich in Bielefeld bei der Gestapo zu melden, was „sicherlich nichts Gutes“ bedeutete, wie Elfried Naumann in seinen Lebenserinnerungen berichtet. Doch als die beiden in Bielefeld ankamen, setzte ein schwerer Luftangriff ein. Neben einigen anderen Häusern wurde dabei auch das Gestapo-Hauptquartier getroffen. Daraufhin konnten Vater und Tochter wieder zurück nach Hause fahren. Die Akten der Naumanns wurden bei dem Luftangriff zerstört, so dass eine weitere Aufforderung zur Deportation unterblieb.