Paula Naumann

geb. Meyer, geboren am 29.09.1885

Portrait von Paula Naumann

Portrait von Paula Naumann

Paula Naumann war die Schwester von Clara Lorch und Meta Meyer. 1918 heiratete sie in Berlin den evangelischen Christen Rudolf Naumann und ließ sich mit diesem in Bad Lippspringe nieder. Gemeinsam betrieben sie ein Geschäft für Geschenkartikel, Porzellan und Spielwaren im Arminiuspark. Die beiden bekamen zwei Kinder, Marga (Jg. 1920) und Elfried (Jg. 1924).

1944 bekamen Paula Naumann und ihre Tochter Marga den Bescheid, dass sie im September deportiert werden sollten. Hierzu berichtet Elfried Naumann in seinen Lebenserinnerungen: „Da geschah das große Wunder: Der Polizeileutnant Mansfeld kam zu uns. Er erklärte meiner Mutter die bedrohliche Situation und legte ihr nahe, eine ärztliche Bescheinigung zu besorgen. Meine Mutter war natürlich sehr bestürzt.

Der Gedanke war nun, von Doktor Siepmann ein Attest für meine Mutter und von Doktor Aldegarmann ein Attest für meine Schwester zu holen. [Ausgerechnet Doktor Aldegarmann war am 9. November 1938 der Anführer des Mobs gewesen, der die Juden in die Lippe getrieben hatte. G.W.].

Aber meine Schwester war deshalb dort in Behandlung, weil wir gedacht haben, der kann einem vielleicht noch helfen. Das war damals die praktische Überlegung. Dann ist Polizeileutnant Mansfeld selber gegangen und hat die beiden ärztlichen Atteste besorgt, was er eigentlich gar nicht durfte; es war gegen seine Order“. Tatsächlich wurden Mutter und Tochter aufgrund dieser ärztlichen Atteste von der Deportation zurückgestellt.

In der Debatte mit Menschen der Kriegsgeneration in den 1960er/1970er Jahre wurde das Attest für Marga Naumann oftmals als Entlastung von Dr. Aldegarmann vorgetragen und als Zeichen der Reue seinerseits gewertet. Während des Prozesses allerdings, der ihm wegen des Überfalls auf die Juden in der Nacht des 9. November 1938 gemacht wurde (s. Biographie von Helmut Lorch), zeigte Herr Aldegarmann keine Reue: ein klares Geständnis seiner Taten blieb aus.