Paul Gerhard Kusserow

geboren am 25.06.1931 in Bad Lippspringe

Paul Gerhard Kusserow. Jehovas Zeugen, Archiv Zentraleuropa

Paul Gerhard Kusserow. Jehovas Zeugen, Archiv Zentraleuropa

Ab 1933 bekam Paul Gerhard immer wieder mit, wie sein Elternhaus von der Gestapo durchsucht und verwüstet wurde, weil sie auf der Suche nach verbotener, bibelerklärender Literatur von Jehovas Zeugen waren.

Aufgrund der Verweigerung des Fahnen- sowie Hitlergrußes war Paul Gerhard schon als Kind in der Schule den Schikanen des Schulleiters, Herrn Wellpott, ausgesetzt. Dies führte so weit, dass Herr Wellpott das Jugendamt verständigte. Daraufhin wurde vom Amtsgericht Paderborn ein Beschluss gegen Paul Gerhard und seine zwei Geschwister, Hans Werner und Elisabeth, erlassen, der ihren Eltern das Sorgerecht entzog. Ohne Vorwarnung wurden die drei Kinder – Paul Gerhard mit nur 7 Jahren – am 7. März 1939 von einem Sturmführer und einem Polizeibeamten abgeholt und in ein Heim für schwer erziehbare und kriminelle Jugendliche nach Dorsten gebracht. Lange wusste keiner in der Familie, wohin die drei Jüngsten gebracht worden waren.

Im Heim wurden die drei voneinander getrennt. Nach vier Monaten in Dorsten sollten sie in ein anderes Heim gebracht werden. Fälschlicherweise wurde ihnen jedoch erzählt, sie kämen nach Hause zu ihrer Familie. Voller Vorfreude malten sie sich auf der Fahrt aus, wie es zu Hause wohl sein würde, bis sie vor einem weiteren ihnen unbekannten Gebäude, dem Kinderheim in Nettelstedt bei Minden, anhielten.

Ihre Eltern durften die drei in der ganzen Zeit offiziell nicht sehen. Verbotenerweise und unter größtem Risiko nahm ihre Mutter Hilda trotzdem Kontakt auf, sodass einige Treffen erfolgreich waren.

Am 9. Februar 1942 kam Paul Gerhard zu Pflegeeltern nach Siddinghausen bei Büren. „Er musste hier als Elfjähriger auf dem Land und im Haus schwer arbeiten.“1 Die Kontrollen der NSDAP und die Kontaktverbote zu seinen Angehörigen waren große Belastungen für den kleinen Jungen. Er bekam Probleme mit seinem Lehrer, weil er den Hitlergruß verweigerte. Bei seiner Schulentlassung 1945 verweigerte er auch das Grüßen der Fahne, worauf ihm noch angedroht wurde, ihn wieder in ein Heim zu bringen.

Dazu kam es aber nicht mehr, da die Amerikaner im Frühjahr 1945 auch in Siddinghausen einmarschierten. Bekannte Glaubensbrüder der Familie Kusserow, die zeitgleich aus dem nahegelegenen KZ bei Wewelsburg befreit wurden, holten Paul zu sich bis sie hörten, dass einige der Familie Kusserow zurück in Bad Lippspringe waren. Nach sechs Jahren durfte Paul wieder zurück zu seiner Familie.