Lotte Magnus
geb. Lorch, geboren am 01.02.1912
Lotte Lorch war das älteste Kind von Albert und Clara Lorch. Elfried Naumann schreibt über sie: „Das aufgeweckte Mädchen besuchte das Gymnasium im Kloster St. Michael in Paderborn – damals waren dort noch jüdische Schülerinnen willkommen.“ Nach diversen Auslandsaufenthalten begann Lotte Lorch eine Ausbildung zur Krankenschwester am jüdischen Krankenhaus in Berlin.
Am 20.06.1937 fand die Hochzeit mit Siegmund Magnus in der Synagoge in Paderborn statt. Das junge Paar zog nach Hamburg, wo sie eine Kohlenhandlung betrieben. Verstärkt bemühten sie sich um ihre Ausreise aus Deutschland. Als 1938 ihre beiden Brüder Helmut und Werner, die zuvor von den Nazis mit vorgehaltener Pistole aus ihrem Haus in die eiskalte Lippequelle getrieben worden waren, ankamen, um sich bei ihr zu verstecken, beschlossen sie Deutschland gemeinsam mit dem Schiff zu verlassen. Lotte war damals Mutter eines gerade neun Monate alten Babys. Die Flucht führte sie im Jahr 1939 über Genua und per Schiff nach Singapur und Bombay. Dort konnte Lottes Mann das Schiff verlassen, um an Land zu gehen, obwohl dies streng verboten war. Als er zurück zum Hafen kam, musste er feststellen, dass das Schiff mit seiner Frau und Tochter an Bord bereits wieder abgelegt hatte. In Singapur schließlich konnte Lotte das Schiff zusammen mit ihrem Sohn verlassen. Dort fand sie für ein halbes Jahr Unterkunft bei einer Engländerin, bis sie endlich zu ihrem Mann nach Bombay zurückfahren konnte.
Später lebte die Familie in der Schweiz. Elfried Naumann schreibt rückblickend: „Im Mai (am 28.05.2007) starb in der Schweiz im Alter von 95 Jahren die letzte Überlebende der Lippspringer jüdischen Gemeinde, Lotte Magnus, geb. Lorch. Anlass genug, eines Menschen und seiner Familie zu gedenken, deren Leben durch die Verfolgung der Nationalsozialisten schicksalhaft geprägt worden sind.“